allanis Stiftungsrat im Wandel
Ein Gespräch mit der ehemaligen Stiftungsratspräsidentin Susanne Peter, ihrem Nachfolger Andreas Eyholzer und dem neuen Mitglied des Stiftungsrats Christian Ziegler.
Fortschritte
Susanne Peter (links): Ein bekanntes allani-Gesicht – sie hat allani von der Küchentischidee bis zur Eröffnung begleitet und Ende August 2024 ihr Amt als Stiftungsratspräsidentin abgegeben. Sie blickt auf viele Jahre Pionierarbeit zurück und übergibt ihr Herzensprojekt nun in neue Hände.
Andreas Eyholzer (Mitte): Andreas Eyholzer hat das Präsidium des allani-Stiftungsrats übernommen. Als erfahrener Unternehmer freut er sich, sein Wissen aus Tätigkeiten beim Schweizerischen Roten Kreuz und bei weiteren Non-Profit-Organisationen sowie aus dem Spitex- und Spitalwesen bei allani einzubringen.
Christian Ziegler (rechts): Christian Ziegler verstärkt den Stiftungsrat von allani mit seiner Expertise in Prozessoptimierung und seiner Verhandlungskompetenz im Austausch mit Gesundheitseinrichtungen. Hauptberuflich ist er als Zentrumsmanager am University Cancer Center Inselspital (UCI) tätig und setzt sich dafür ein, die Palliative Care in Bern ganzheitlich weiterzuentwickeln.
"Das ist zweifellos ein grosser Erfolg, aber wir müssen uns auch bewusst machen, was das bedeutet."
Susanne Peter, die allani mit ins Leben gerufen und in den letzten Jahren als Stiftungsratspräsidentin begleitet hat, ist per Ende August 2024 zurückgetreten und hat ihr Amt an Andreas Eyholzer übergeben. Seit dem 1. September wird der Stiftungsrat ausserdem durch Christian Ziegler ergänzt. Im nachfolgenden Gespräch haben die drei zurückgeschaut, sich allanis Zukunft ausgemalt und über ihre Motivation, Erfahrungen und Ziele gesprochen.
Susanne, wer allani kennt, ist dir schon über den Weg gelaufen. Andreas und Christian, ihr seid neue Gesichter bei allani. Was liest man nicht in euren Lebensläufen und LinkedIn-Profilen und möchtet ihr uns dennoch über euch erzählen?
Christian: Was man da nicht rauslesen kann: Abends geht es bei uns am Esstisch sprachlich sehr vielfältig zu. Meine Frau ist Ungarin und spricht mit unseren Kindern in ihrer Muttersprache. Sie und ich sprechen zusammen Englisch, während meine Kinder mir auf Deutsch von ihrem Tag erzählen.
Andreas: Das können wir als Familie nicht bieten, unsere sprachliche Vielfalt beschränkt sich auf «Bärndütsch» und «Baaseldytsch». Ich selbst bin leidenschaftlicher Musiker und spiele Klavier und Gitarre. Am liebsten improvisiere ich, das fühlt sich am authentischsten an. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass ich eine Niete im Notenlesen bin. (lacht)
Susanne, du warst von Anfang an dabei und hast das Kinderhospiz über zehn Jahre hinweg mit aufgebaut. Wie hast du allani entstehen und wachsen sehen?
Susanne: Ja, wenn wir am Anfang gewusst hätten, was da alles kommt ... Allani ist als Küchentischidee entstanden und hat sich seither mit allen Beteiligten stets weiterentwickelt. Eine Konstante hat uns die letzten zehn Jahre immer geleitet: unsere Vision. Vom ersten Moment an war uns klar, dass Bern ein Hospiz braucht. Daraus wurde die Vorstellung eines Zuhauses auf Zeit für potenziell lebensverkürzend erkrankte Kinder und ihre Familien. Dieses Bewusstsein für die Bedürfnisse der Betroffenen hat uns das Ziel nie aus den Augen verlieren lassen. Daraus haben wir Kraft geschöpft und daraus hat sich dieser «allani-Spirit» entwickelt, der seither als Funken auf jede Person, die zum Projekt dazugestossen ist, übergesprungen ist. So konnte allani – immer wieder improvisierend – organisch wachsen. Dabei haben wir immer auf Diversität gesetzt: Es war uns wichtig, dass nicht nur medizinisch-pflegerische Fachpersonen entscheidungstragend waren und haben betroffene Eltern, Seelsorgende, Fachpersonen aus anderen Branchen und Freiwillige mit ganz unterschiedlichen Hintergründen ins Boot geholt. Dieser Melting Pot hat ein einzigartiges Netzwerk gesponnen, das über die Jahre grösser und dabei sorgfältig gepflegt wurde. Wenn wir uns heute die Interviews mit Betroffenen anschauen, die wir in den Anfängen durchgeführt haben, um ihre Bedürfnisse zu eruieren, dann haben wir eine Punktlandung geschafft. Das ist allen Involvierten zu verdanken.
Christian und Andreas, wann habt ihr zum ersten Mal von allani gehört?
Andreas: Spät. So spät, dass es eigentlich bereits zu spät gewesen wäre, um auf das zu diesem Zeitpunkt abgelaufene Stelleninserat zu reagieren. Ich war immer im Bereich der Erwachsenenpflege tätig, weshalb allani nie auf meinem Radar erschien.
Christian: Ich habe vor schätzungsweise vier bis fünf Jahren zum ersten Mal von allani erfahren. Wann genau, weiss ich nicht mehr: irgendwann zwischen meiner Rolle in der Prozessoptimierung am Inselspital und meiner Tätigkeit für das Universitäre Zentrum für Kinder- und Jugendonkologie. Wer in Bern Berührungspunkte mit der Pädiatrischen Palliative Care hat, stellte bis vor Kurzem fest, dass am Standort Bern die Zusammenarbeit mit einem Kinderhospiz nicht möglich war. Ich habe von allani erfahren, weil in meinem Berufsumfeld das Bedürfnis nach einem Kinderhospiz laut wurde.
Christian und Andreas, wenn ihr an eure bisherige Lebenserfahrung denkt, wo seht ihr eine Verbindung oder Kontaktpunkte zu allani, ohne dass ihr von allani wusstet?
Andreas: Viele tatsächlich. Es sind lauter Puzzleteile, die sich zusammengefügt haben und das heutige Bild ergeben. Beispielsweise die aktive Zusammenarbeit mit mobilen Palliativdiensten, wo Delegierte des Roten Kreuzes Kanton Bern im Vorstand mitwirken, meine frühere Tätigkeit im Spital Thun und Zweisimmen. Und ich denke da an mein Amt als Verwaltungsratspräsident in einem Privatspitex-Unternehmen, wo die Begeitung bei End-of-Life Situationen dazugehören. Naheliegend sind auch Berührungspunkte und Engagement in NPOs und somit die Erfahrung, sich mit sinnstiftender Arbeit für ein sozialverantwortliches Ziel einzusetzen.
Christian: Durch mein Prozess- Projekt im Universitären Zentrum für Palliative Care kam ich erstmals mit End-of-Life-Care in Berührung, was sofort mein Interesse geweckt hat und schliesslich mitunter zu meiner heutigen Tätigkeit im Tumorzentrum am Inselspital führte. Diese Leidenschaft für Palliative Care ist meiner Frau nicht entgangen, die mich dann schlussendlich auf das Stelleninserat aufmerksam gemacht hat, und meinte, das wäre doch etwas für mich.
Susanne, welches Potenzial siehst du in der zukünftigen Rolle des Stiftungsrats? Bis anhin war er sehr operativ tätig, aktuell befindet er sich im Wandel: personell, aber auch mit der Inbetriebnahme von allani.
Operativ tätig zu sein, aber strategisch entscheiden zu müssen, birgt ein grosses Konfliktpotenzial. Bis anhin war es anders aber nicht möglich; die Ressourcen wurden dringend gebraucht. Jetzt mit dem Wechsel in den aktiven Betrieb und mit der neuen Konstellation im Stiftungsrat kommen neue Kräfte auf. Dieser Aufwind hilft, den Stiftungsrat und sein Wirken auf eine strategische Ebene zu heben. Die neue Kombination aus Know-how, Interesse und Schwung durchbricht gefestigte Bilder und alte, im operativen Handeln verwurzelte Muster. So kann der Stiftungsrat für den weiteren Betrieb essenzielle Themen wie Angebotsentwicklung, Finanzierung und Politik angehen.
Andreas, es ist immer schwierig, in das Herzstück eines bestehenden Konstrukts einzusteigen. Wo siehst du, dass du dich sofort einbringen kannst?
Ich finde es eine bereichernde Erfahrung, als Neuankömmling in ein Unternehmen einzusteigen, in dem viele Mitarbeitende noch nicht lange dabei sind. Das steht bei allani in einer starken Kombination mit Menschen, die wiederum seit Jahren für das Projekt einstehen. Diese Tatsache sowie auch die vielfältigen Hintergründe, Persönlichkeiten und Erfahrungen sind Quelle für frische, innovative Ideen. Ich freue mich, meine Expertise in diesem Umfeld einzubringen. Konkret sehe ich zwei Themen, in die ich sofort einsteigen möchte: Einerseits die Finanzierung, bei der ich mich auf die Entwicklung einer nachhaltigen Finanzierungsstrategie in Zusammenarbeit mit relevanten Institutionen fokussieren möchte. Andererseits die Gesundheitspolitik, in der ich eine Baustelle sehe, auf der ich durch meine Perspektive wertvolle Impulse setzen kann.
Susanne, Andreas spricht die Politik an. Das war bis anhin dein Ressort: Wie geht es hier weiter?
In diesem Bereich haben wir in den letzten Jahren viel erreicht. Wir konnten hier mit der Etablierung der Arbeitsgruppe für Pädiatrische Palliative Care unter dem Dach von palliative bern, der Gründung der IG Hospize Kanton Bern und der Absichtserklärung der vier Säulen – Kinderspital, Kinderspitex, Kinderärzt:innen und allani –, sich gemeinsam für die pädiatrische Palliative Care im Kanton Bern einzusetzen, und in der Vorstandsarbeit des Dachverbands Hospize Schweiz wichtige Grundbausteine setzen. Auf deren Fundament können wir nun aufbauen, erst recht mit dem Mitwirken der beiden neuen Stiftungsräte. Christian, du bist fachvernetzt, kennst die Stakeholder und wie man sie zusammenführt. Andreas wird mit dem Präsidium die Führung im Ressort Politik übernehmen und ist mit seinem Verständnis für Spitextarife und seiner Erfahrung im Verhandeln mit den Behörden der Richtige hierfür. Mit den beiden kann die Brücke zu wichtigen Akteuren wie dem Inselspital und der Gesundheits-, Sozial- und Integrationsdirektion Bern (GSI) geschlagen und verstärkt werden.
Christian, was würdest du dir von einem neuen Stiftungsrat wünschen, wenn du ein langjähriger Freiwilliger oder Pflegeangestellter bei allani wärst?
In erster Linie sind all diese Leute Expertinnen und Experten in ihrer Rolle und Mitarbeit bei allani. Ihre Fachkenntnisse, ihr Verständnis, ihre Ziele, aber auch ihre Sorgen und Nöte will ich verstehen. Dann kann ich mit meinem Werkzeugkoffer an Erfahrung an den richtigen Stellen ansetzen. Das ist ein zentrales Learning aus meiner bisherigen Berufserfahrung in der Gesundheitsbranche und Prozessoptimierung: Pflegende, Ärztinnen und Ärzte wissen, was sie tun, was es braucht und wo Verbesserungsbedarf herrscht. Das will ich in Erfahrung bringen und lernen, was ich in meiner Rolle und als Mensch bewirken kann. Ich umgebe mich gerne mit Expert:innen aus allen Bereichen, die mir ihr Wissen zutragen.
Susanne, was soll allani in Zukunft nicht aus den Augen verlieren?
Warum wir das alles tun und für wen. Das dürfen wir nie vergessen. Im Zentrum stehen immer betroffene Familien, ihre Bedürfnisse und ihr Unterstützungsbedarf. Diesen Sinn und Zweck von allani müssen wir auf allen Ebenen sorgfältig pflegen und an erste Stelle setzen. In dem Kontext sollten wir auch bedenken, dass wir das erste Kinderhospiz der Schweiz sind. Das ist zweifellos ein grosser Erfolg, aber wir müssen uns auch bewusst machen, was das bedeutet. Unsere Arbeit ist für uns und alle Institutionen und Fachpersonen, mit denen wir zusammenarbeiten neu und dazu braucht es Beobachtung, Feingefühl und Offenheit für gemeinsames Lernen und Weiterentwickeln. Im Prinzip lösen wir jetzt erst unser Versprechen ein: in erster Linie gegenüber Betroffenen, aber auch gegenüber Unterstützer:innen, andern Stakeholdern und Freiwilligen.
Susanne, welche Pläne hast du für die Zukunft?
In naher Zukunft freue ich mich auf die Eröffnungsfeierlichkeiten. Und dann erstmal eine etwas ruhigere Phase. Wie lange ich wirklich ruhen kann, sehen wir dann! (lacht)